Zwischen 1998 und 2005 führten Herbert Wettig und Ulrike Franke eine kontrollierte Langzeitstudie durch, die das Ziel hatte, die Effektivität von Theraplay zu untersuchen. In dieser Forschung standen Klein- und Vorschulkinder mit klinisch bedeutsamen Verhaltensstörungen z.B. oppositionellen, scheuen, autistischen Symptomen und Aufmerksamkeitsdefiziten mit und ohne Hyperaktivität in Verbindung mit Sprachentwicklungsstörungen im Fokus. Es sollten Änderungen der Symptomatik und des Verhaltens festgestellt werden.
Eine Untersuchung zwei Jahre nach Abschluss der Therapie folgte, um die Beständigkeit der Ergebnisse zu untersuchen.
Die Erhebungsinstrumente enthielten
a) die Daten über das Kind und seine Bezugspersonen (Anamnese und Sozio-Demographie der Familie),
b) die Diagnostik zur Veränderung der Symptome des Kindes (z.B. mit CASCAP-D, Interaktions-diagnostik durch die H-MIM, Fragebögen für die Bezugspersonen, und Therapeutinnen, Entwicklungstest).
c) die Einschätzung der jeweiligen Therapiestunden durch die Theraplay-Therapeutin anhand eines Fragebogens.
Die Stichprobe
Die Stichprobe bestand aus 60 Kindern zwischen 2;5 und 6;11 Jahren, deren Therapie bis 2003 abgeschlossen war. Sie waren alle Patienten einer Institution.
Die Gruppen
Drei Gruppen wurden gebildet: Eine Gruppe Kinder erhielt sofort eine Behandlung, die andere Gruppe, die Kontrollgruppe, hatte eine 16 wöchige Wartezeit vor der Behandlung. Die dritte Gruppe, d.h. die zweite Kontrollgruppe bestand aus 30 klinisch unauffälligen Kindern.
Geschlechtsverteilung
Von den 60 Kindern waren 72% Jungen und 28% Mädchen.
Untersuchungszeitpunkte
Die Behandlungsgruppe wurde am Anfang und am Ende der Behandlung und dann zwei Jahre nach Abschluss der Behandlung untersucht. Die Kontrollgruppe wurde zusätzlich am Anfang der Wartezeit untersucht, also insgesamt vier Mal.
Störungen
Die häufigste Störung, unter der die Kinder zu leiden hatten, war die Aufmerksamkeitsstörung, von den 60 Kindern wiesen 50 diese Auffälligkeit auf. Andere Kinder wiesen oppositionell-verweigernde, scheue oder autistische Symptome auf.
Ergebnisse
Theraplay wirkte auf alle untersuchten Kernsymptome psychischer und sprachlicher Störungen in der gewünschten Richtung. Sie wurden mit hinreichender Effektgröße klinisch und statistisch signifikant reduziert. Allerdings erwies sie die Wirkung von Theraplay als unterschiedlich effektiv und nachhaltig, abhängig von der Art der Symptomatik.
Die Untersuchungen zwei Jahre nach Ende der Behandlung ergaben keine Verschlechterungen, manche Symptome verbesserten sich weiter (z.B. rezeptive Sprachstörungen), andere blieben konstant.
Die Überprüfung
In den Jahren 2000-2004 wurde von Herbert Wettig und Ulrike Franke eine weitere Studie durchgeführt: Eine Multi-Centren-Studie. An ihr nahmen neun unterschiedliche Therapie-Institutionen und die unterschiedlichsten Theraplay-Therapeutinnen aus Deutschland und Österreich teil. Die Studie sollte zeigen, ob die Ergebnisse der Langzeitstudie übertragbar, replizierbar sind.
Die Stichprobe
Die Stichprobe bestand aus 333 verhaltens- und sprachauffälligen Kindern bis zum 7. Lebensjahr.
Erhebungszeitpunkte
Hier wurde zwei Zeitpunkte angesetzt, einer am Anfang und einer am Ende der Intervention.
Symptome
Auch hier überwogen die Aufmerksamkeitsstörungen der Kinder. Zusätzlich zu dieser Problematik wiesen die Kinder auch a) oppositionelle, b) hyperaktive, c) scheue, d) autistische Merkmale auf.
Geschlechtsverteilung
In dieser Studie waren 68% der Kinder Jungen, 32% Mädchen.
Untersuchungsmethode
Duncans Multipler Range-Test zum Nachweis der statistischen Signifikanz erwartbarer Unterschiede zwischen Patient/innen, die in unterschiedlichen therapeutischen Einrichtungen mit Theraplay behandelt wurden.
Ergebnisse
Die Ergebnisse dieser ersten Multi-Center-Studie zur Wirkung von Theraplay sprechen für eine gute Wirksamkeit, sowohl bezüglich der Reduktion von Verhaltensauffälligkeiten als auch hinsichtlich der Verbesserung des Sprachverständnisses. Diese Ergebnisse bestätigen eindrücklich die Befunde einer ersten Längsschnittstudie und belegen die TherapeutInnen-Unabhängigkeit des Verfahrens.
Literatur:
Wettig, H.G. (2007): Die Wirkung von Theraplay. Dissertation der Fakultät für Verhaltens- und Empirische Kulturwissenschaften der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg 2007